Angefangen hat alles mit den Kittenschürzen meiner Oma. Ehe ich mich’s versah hatte ich einen Stapel von zehn Schürzen in Lübeck. Sie sind einfach mitgekommen, im Koffer aus Rheinhessen im ICE. Sie hatten keinen rechten Platz in meiner Wohnung und haben mich – wo sie auch lagen – auf eine freundlich ruhelose Art mit allen Sinnen an prägende Zeiten meines Lebens erinnert. An Frauen, zwischen denen ich groß geworden bin. An eine Alltäglichkeit, die unsichtbar geworden ist. An gestochen scharfe Muster, Biografien und Zeitgeschichte.

Die Kittelschürzen haben mich in ihren Bann gezogen. Es sind mehr geworden.

Wir haben jetzt eine Art Vereinbarung: Die Kittelschürzen dürfen bei mir wohnen. Ich bereite Ihnen die Bühne. Sie erzählen ihre Geschichten. Und sehen dabei einfach gut aus.

Kittelschürzen, ursprünglich als Uniform für die Hausfrau entworfen, sind erstaunlich vielfältig. Sie lassen persönliche Erinnerungen lebendig werden. Ihre Muster und Schnitte erzählen von Stil und Eigenheiten ihrer Zeit und Trägerin. Kittelschürzen sind Stoff für Zeitreisen, kulturgeschichtliche Forschung, kollektive Erinnerung. Aufgeladen: Geschätzt, getragen, selbstverständlich, abgelehnt; je nach eigenem Jahrgang und Biografie.

Reichlich Stoff also für unterschiedliche Bühnen. Die Kittel nehmen sie ein. Sie zetteln Gespräche an, verknüpfen Fäden und genießen das Rampenlicht. DIE KITTEL rufen nach Kollaboration.

Den Auftakt machen Ausstellung und Modenschau als Gemeinschaftswerk von Stefanie Reis, Simone Graber und Tilo Strauß.

Im Februar 2024 habe ich in einem Aufruf um abgelegte Kittelschürzen gebeten. Es folgte ein Interview dazu in der Allgemeinen Zeitung Alzey. Dieser Artikel hat eine Schatzkiste an Gesprächen, Fotos und Schürzen geöffnet.

DANKE nach Flörsheim-Dalsheim, Hangen-Weisheim, Alzey, Stadecken-Elsheim, Wonsheim, Worms, an den Niedrrhein. Danke an alle Kittelgeberinnen und Danke für alle Fotos und Geschichten, die mich bisher erreicht haben.

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